Unser Thema Kosmologische Vorstellungen in Objekten zeigt eine Vielzahl unterschiedlichster Objekte - von Steinen bei Dagmar Schweitzer de Palacios über antike griechische Vasen bei Antje van Elsbergen, Trommeln bei Volker Beer, Lanzen bei Claudia Augustat, ein holzgeschnitztes Gefäß bei Josef F. Thiel bis hin zu Männerhauspfosten bei Eva Ch. Raabe. Sinn und Zweck dieser Objekte eröffnen sich Kulturfremden keineswegs auf den ersten Blick. Denn diese Dinge wurden für ganz spezifische kulturelle Handlungen (Rituale oder Zeremonien)geschaffen oder - im Falle der Steine - gesucht und gefunden. Oft sprechen Verzierungen auf den Objekten von kosmologischen Bedeutungen und sind dadurch mehr als nur dekoratives Beiwerk. Muster und Verzierungen können durchaus die gleiche Funktion haben wie ein Buch: Man kann darin lesen, zum Beispiel über die Geschichte eines Volkes. (Siehe auch Themenschwerpunkt 4|2004 über "Mündliche und Schriftliche Kulturen")
Interessant ist aber auch ein anderer Aspekt. Es ist nicht nur das fertige Produkt, das als solches wertgeschätzt wird und eine bestimmte Gebrauchsbedeutung hat. Fast immer wird auch dem Schaffensprozess eine besondere Bedeutung beigemessen, und auch die individuelle Kunstfertigkeit, die die HandwerkerInnen befähigt, ein Objekt zu erschaffen, findet besondere Aufmerksamkeit, wird als Gabe der Götter oder der Ahnen gesehen. In diesem Zusammenhang kommt es vor, dass Dinge, die für ein bestimmtes Ritual angefertigt wurden, danach sogleich wieder vernichtet werden. In der westlichen Welt, in der eine unendliche maschinelle Produktion entweder kreative Schaffensprozesse völlig ausblendet oder in den Bereich der Kunst verweist, ist die Dimension des Erschaffens und Sinn-Gebens eine völlig andere als in traditionellen Gesellschaften.
Herausgeber © Museum der Weltkulturen, Frankfurt a. M. 2008