Das Schwerpunktthema Stadtansichten beschäftigt sich mit Städten als Orten, die eine wiedererkennbare Charakteristik haben. Menschen bauen Städte auf, Städte bestimmen aber auch auf spezifische Weise das Leben ihrer Einwohner. Städte haben eine Identität und einen Ruf, bedingt durch eine historisch stets einzigartige Vergangenheit, die das Leben in der Stadt prägt. Städte sind aber auch Orte des schnellen Umschlags von Informationen, Ideen und Gütern. Vergangenheit und Zukunft scheinen in der Gegenwart der Städte dichter beieinander zu sein als an anderen Orten. Die Individualität der Bewohner und die spezifischen Bedingungen der Stadt bestimmen das urbane Leben.
Die fünf Beiträge dieses Schwerpunkts führen in vier Großstädte: Auckland, Havanna, Kyoto und Medellín. Eveline Dürr zeigt, wie das Image Aucklands, eine saubere Stadt zu sein, den Hintergrund bildet für Prozesse und Auseinandersetzungen der Auckländer mit Migranten aus Süd- und Ostasien, von denen befürchtet wird, sie würden die Stadt „beschmutzen“. Ebenfalls in Auckland ist Hilke Thode-Arora den städtischen Spuren von Migranten der Südseeinsel Niue nachgegangen. Nur 10 % aller Niuer sind noch auf ihrer Insel, 80 % aller Abgewanderten leben heute in Auckland. Adelheid Pichler stellt Havanna als eine Stadt vor, deren bebaute Fläche Träger eines internen – sichtbaren und unsichtbaren – Zeichensystems afrokubanischer Geister ist. Christoph Brumann beschäftigt sich mit Traditionen in Kyoto und zeigt, dass diese eine höchst dynamische und veränderbare Angelegenheit sind. Und schließlich führt uns Angela Stienen nach Medellín, gemeinhin als Zentrum des globalen Drogenhandels bekannt. Die Stadt kämpft gegen diesen Ruf mit großem Einsatz und ist, als eine Folge davon, auf dem besten Weg, eine gut funktionierende „Superhauptstadt“ des 21. Jahrhunderts zu werden.
Herausgeber © Museum der Weltkulturen, Frankfurt a. M. 2008