Der Themenschwerpunkt Ethnologische Forschungen in Nordamerika beschäftigt sich neben Inuit in Kanada vor allem mit „Indianern“. Allerdings werden in den einzelnen Beiträgen Klischees, wie „Indianer-Fans“ sie vielleicht erwarten, nicht erfüllt. Vielmehr zeigen die AutorInnen mosaikartig Realitäten, die geprägt sind von der heutigen globalisierten Welt - von einer reflektierten Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, einem Ringen um Werte und Richtungen in die Zukunft und von der Auseinandersetzung mit den ökonomischen Bedingungen der Gegenwart. Es ist ein Ringen um Ebenbürtigkeit ohne „gleich“ sein zu müssen.
Susanne Jauerig schreibt über indianische Töpferkunst, die zugleich Traditionen fortführt und Anregungen moderner Künstler aufnimmt und Anne Grob zeigt in ihrem Beitrag wie indianische kulturelle Traditionen bewußt in die akademischen Kurrikula von Universitäten, den sogenannten Tribal Colleges, aufgenommen werden.
Nunavut ist ein neugegründetes Territorium in Kanada. Torsten Diesel schildert wie auf politischer und gesellschaftlicher Ebene eine gemeinsame Inuit-Identität geschaffen und in eine nationale Symbolik umgesetzt wird. Markus H. Lindner geht Tourismusstrukturen in „Indianerland“ nach und zeigt das mühsame Ausbalancieren von ökonomischen Interessen, dem Erhalt von Kultur und die Schaffung von zufrieden stellenden Lebensbedingungen. Rainer Hatoum schließlich zeichnet die unterschiedlichen Diskussionsansätze nach, die sein Forschungsprojekt – die Konservierung und Restaurierung von Wachswalzen mit indianischen Heilgesängen – hervorgerufen hat. Dabei geht es darum, ob sakrale traditionelle Gesänge überhaupt „festgehalten“ werden dürfen.
Herausgeber © Museum der Weltkulturen, Frankfurt a. M. 2008